Arbeiten von Holz: Unterschied zwischen den Versionen
Ruth (Diskussion | Beiträge) Die Seite wurde neu angelegt: „Man sagt, Holz arbeitet. Gemeint ist, dass Holz in Abhängigkeit von der Holzfeuchte quillt und schwindet. Frisch geschlagenes Holz hat eine Holzfeuchte je nach Holzart zwischen 50% und über 100% in Relation zur Trockenmasse. Das meiste davon ist freies Wasser, das vergleichsweise schnell abtrocknet, bis nur noch in den Zellen gebundenes Wasser im Holz ist. Man spricht hier gerade von der Fasersättigung. Sie liegt nach Holzart zwischen ca. 23% und 35% H…“ |
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Schlaue Leute sagen Anisotropie des Holzes, alle anderen sagen Holz arbeitet. Gemeint ist, dass Holz in Abhängigkeit von der Holzfeuchte quillt und schwindet. Frisch geschlagenes Holz hat eine Holzfeuchte je nach Holzart zwischen 50% und über 100% in Relation zur Trockenmasse. Das meiste davon ist freies Wasser, das vergleichsweise schnell abtrocknet, bis nur noch in den Zellen gebundenes Wasser im Holz ist. Man spricht hier gerade von der Fasersättigung. Sie liegt nach Holzart zwischen ca. 23% und 35% Holzfeuchte. Beginnt das gebundene Wasser bis zur Darrtrocknung zu verdunsten, beginnt das Holz zu schwinden. Außerdem können weitere Formveränderungen auftreten, wie Werfen, Reißen und Schüsseln. | |||
Holz schwindet nicht in alle Richtungen gleichmäßig, der meiste Schwund erfolgt entlang der Jahresringe (tangential) um bis zu 10%. In Richtung der Markstrahlen (radial) liegt der Schwund bei ca. 4-5% und entlang der Faserrichtung (axial) bei 0,1-0,3%. Das führt (glücklicherweise) also dazu, dass sich das Holz in der Länge sehr wenig verändert. Dafür aber im Querschnitt. Insbesondere die tangential wirkende Kraft sorgt für wesentliche Formveränderungen und Risse. Bei Brettern kommt es vorwiegend zum Schüsseln. Dabei wird die dem Kern abgewandte Seite hohl und die Kernseite rund. Man spricht von der runden Seite auch als rechte Seite und von der hohlen Seite als linke Seite. | Holz schwindet nicht in alle Richtungen gleichmäßig, der meiste Schwund erfolgt entlang der Jahresringe (tangential) um bis zu 10%. In Richtung der Markstrahlen (radial) liegt der Schwund bei ca. 4-5% und entlang der Faserrichtung (axial) bei 0,1-0,3%. Das führt (glücklicherweise) also dazu, dass sich das Holz in der Länge sehr wenig verändert. Dafür aber im Querschnitt. Insbesondere die tangential wirkende Kraft sorgt für wesentliche Formveränderungen und Risse. Bei Brettern kommt es vorwiegend zum Schüsseln. Dabei wird die dem Kern abgewandte Seite hohl und die Kernseite rund. Man spricht von der runden Seite auch als rechte Seite und von der hohlen Seite als linke Seite. |
Version vom 11. Februar 2025, 08:39 Uhr
Schlaue Leute sagen Anisotropie des Holzes, alle anderen sagen Holz arbeitet. Gemeint ist, dass Holz in Abhängigkeit von der Holzfeuchte quillt und schwindet. Frisch geschlagenes Holz hat eine Holzfeuchte je nach Holzart zwischen 50% und über 100% in Relation zur Trockenmasse. Das meiste davon ist freies Wasser, das vergleichsweise schnell abtrocknet, bis nur noch in den Zellen gebundenes Wasser im Holz ist. Man spricht hier gerade von der Fasersättigung. Sie liegt nach Holzart zwischen ca. 23% und 35% Holzfeuchte. Beginnt das gebundene Wasser bis zur Darrtrocknung zu verdunsten, beginnt das Holz zu schwinden. Außerdem können weitere Formveränderungen auftreten, wie Werfen, Reißen und Schüsseln.
Holz schwindet nicht in alle Richtungen gleichmäßig, der meiste Schwund erfolgt entlang der Jahresringe (tangential) um bis zu 10%. In Richtung der Markstrahlen (radial) liegt der Schwund bei ca. 4-5% und entlang der Faserrichtung (axial) bei 0,1-0,3%. Das führt (glücklicherweise) also dazu, dass sich das Holz in der Länge sehr wenig verändert. Dafür aber im Querschnitt. Insbesondere die tangential wirkende Kraft sorgt für wesentliche Formveränderungen und Risse. Bei Brettern kommt es vorwiegend zum Schüsseln. Dabei wird die dem Kern abgewandte Seite hohl und die Kernseite rund. Man spricht von der runden Seite auch als rechte Seite und von der hohlen Seite als linke Seite.
Beim Einbau von Brettern in Außenbereichen wird dieser Effekt immer mit berücksichtigt. Terrassendielen etc. werden mit der rechten Seite nach oben verbaut, um stehendes Wasser zu vermeiden. Stirnbretter oder auch Deckel von Boden-Decken-Schalung etc. werden mit der rechten Seite nach außen verbaut, um zu verhindern, dass sie von Wasser hinterlaufen werden. Die Kernseite ist im Weiteren auch meistens beständiger als die linke Seite, an der noch eher (abhängig von der Holzklasse) Splintholz oder Baumkante ist.
Im Verlauf der Jahreszeiten verändert sich die Holzfeuchte nach der wechselnden Luftfeuchtigkeit, sodass Holz also insgesamt in diesen Breitengraden zum Sommer quilt und zum Winter schwindet. Je stärker das Holz arbeitet, desto mehr wirkt sich das natürlich auf seine Dauerhaftigkeit aus. Es bietet sich daher zum Beispiel an, feuchtebeanspruchte Bauteile wie Schwellen aus einem Holz zu bauen, das ohnehin eine vergleichsweise hohe Holzfeuchte aufweist, so wie Tanne gegenüber Fichte.