Gips
Gips (CaSO4 · H2O) ist wasserhaltiges Calciumsulfat (Calciumsulfat-Dihydrat) mit einem Kristallwasseranteil von ca. 20 M.-%
Die bedeutendsten Sulfatgesteinslagerstätten sind an den Zechstein gebunden. Zechsteinsulfate verfügen über z.T. sehr hohe Reinheitsgrade von bis zu 98 % Gipsgehalt.
Die Hauptmenge der heute nutzbaren Gipssteine entstand durch Hydratation des Anhydritsteins unter dem Einfluss von Oberflächen- und Grundwasser. Die Umwandlung von Anhydrit- in Gipsstein erfolgt in unregelmäßigen Übergängen, sodass in vielen Gipssteinlagerstätten noch unzureichend vergipste Bereiche (Mischgesteine) bzw. noch reine Anhydritsteine vorhanden sind.
Neben der einfachen Verarbeitbarkeit der Rohstoffe stellen vor allem deren feuchtigkeitsregulierende Wirkung und die geringe Wärmeleitfähigkeit günstige Eigenschaften dar. Gipsbaustoffe sind in der Lage, durch Aufnahme bzw. Abgabe von Feuchte aus der bzw. in die Luft positiv auf das Raumklima einzuwirken. Sie dienen ebenso dem Wärme- und Schallschutz.
Das gewonnene bergfeuchte Haufwerk wird im Vor- und Nachbrecher zerkleinert (z. B. Backen-, Walzen- oder Prallbrecher), anschließend gesiebt und entsprechend der Rohsteinqualität in Aufgabesilos zur Weiterverarbeitung gelagert. Falls erforderlich, erfolgt im Vorfeld der weiteren Verarbeitung von Gipsstein eine Trocknung des Rohsteinmaterials und eine weitere Zerkleinerung z. B. in einer Hammer- und/oder Kugelmühle. Der Anhydritstein wird generell getrocknet, zerkleinert und gesiebt
Die Größe des aufgegebenen Korns spielt eine maßgebliche Rolle bei der Entwässerung des Gipses: Wird nur Grobkorn aufgegeben, entstehen beim nicht bis in den Kern wirkenden Brand Schalen verschiedener Komponenten (z. B. beim Putzgipsbrand).
Beim durchgreifenden Brand entsteht hingegen nur eine einzige Komponente, z. B. Estrichgips. Die Herstellung von nur einer Phase lässt sich einfacher steuern, wenn das Aufgabegut aus Gesteinsmehl besteht (z. B. Herstellung von - Halbhydrat im Kocher). Bei unterschiedlicher Körnung vom Grobkorn bis zum Mehl ist das Erbrennen eines Einkomponentengipses umso schwieriger, je größer der Körnungsunterschied ist
Über 90 % aller Innenflächen in Gebäuden werden mit oder unter Verwendung von Gips gestaltet.
Fließestriche und andere Estrichstoffe auf Calciumsulfatbasis werden unter Verwendung von Bindern aus natürlichem oder synthetischem Anhydrit oder von Calciumsulfat-Halbhydrat bzw. aus Mischungen verschiedener Calciumsulfatphasen hergestellt. Sie werden direkt auf den Untergrund oder auf einer zwischenliegenden Trenn- oder Dämmschicht im Wohnungs- und Objektbau aufgetragen sowie bei der Altbausanierung verwendet.
REA-Gips
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gips entsteht auch als Endprodukt der Rauchgasentschwefelung („REA-Gips“) von Kohlekraftwerksabgasen. In der Regel – je nach Verunreinigungen – können solche Gipse in der Baustoffindustrie oder zur Weiterverarbeitung zu Calciumsulfat-Modifikationen verwendet werden. Dieser Syntheseweg machte den Abbau von Naturgipslagerstätten in Europa Ende der achtziger Jahre teilweise überflüssig, heute sind die Produktionszahlen durch dieses Verfahren rückläufig, da häufig schwefelarme australische Steinkohle verwendet wird. Im Jahr 2014 wurden in Deutschland von 11 Mio. Tonnen Gips 7 Mio. Tonnen durch die REA gewonnen, während 4 Mio. Tonnen aus Naturgips gewonnen wurden.